„[...] Vom Arb. Kdo. 512 werden aus letzter Zeit folgende Fälle schwerer
Misshandlung durch deutsche Arbeiter gemeldet:
1.) XII D 44561 Marostegan, Leonildo:
In der Nacht vom 3./4.2.1944 zwischen
drei und vier Uhr wurde der I.M.I. von einem deutschen Arbeiter mit einem
Holzstück geschlagen und nachdem er am Boden lag, mit Fußtritten weiter
bearbeitet. Als Ursache wird das Umfallen der Bergemauer angegeben. Der
I.M.I. ist im Revier IV beschäftigt. Nach dem Befund des Lagerarztes handelt
es sich bei den Verletzungen um multiple Hautabschürfungen über den ganzen
Rücken, Gesicht und Nase. Außerdem waren Gesicht und Oberkörper mit blutunterlaufenen,
geschwollenen Stellen bedeckt. Der I.M.I. ist mehrere Tage arbeitsunfähig
gewesen.
2.) XII D 46082 Rizzato, Vincenzo:
Dieser I.M.I. ist von einem deutschen
Bergmann mit dem Vornamen Paul im Revier IV mit einem Stock geschlagen worden,
weil er nicht verstanden hatte, was der Bergmann zu ihm sagte. Nach der
ärztlichen Befundniederschrift kommt eine Quetschwunde an der Stirn mit
Verletzung des unteren Augenlides nebst blutunterlaufenen Stellen in beiden
Augen in Frage. Der I.M.I. musste vom Arzt für längere Zeit arbeitsunfähig
geschrieben werden. Der Vorgang fand am 7.2.44 statt. Außerdem liegt noch
folgender weiter zurückliegender Fall vor:
3.) XII D 45080 / Marke 7169 / Nigro, Ernesto:
Dieser I.M.I. wurde am 3.12.43
von einem deutschen Arbeiter mit Namen Brösel derart getreten und misshandelt,
dass eine Hodenquetschung mit offener Wunde eintrat. Vom 3.12.43 — 12.1.44
hat der Verletzte im Lagerrevier gelegen und musste dann dem Stalag-Lazarett
zugeführt werden, wo er sich noch heute befindet. Auf die Ausführungen des
Wachbezirks im Schreiben vom heutigen Tage betr.: schwere Misshandlung von
sowj. Kgf. wird Bezug genommen. Der Wachbezirk bittet, auch hier die Namen
feststellen zu wollen und dem Wachbezirk bekannt zu geben, damit eine Vernehmung
erfolgen kann.
Es handelt sich nach Mitteilung des Arb. Kdos. 512 zur Zeit um insgesamt
sieben Fälle von Misshandlungen, von denen hier nur drei aufgeführt sind.
Der Wachbezirk behält sich vor, das Arb. Kdo. anzuweisen, bei wiedervorkommenden
Misshandlungen die entsprechenden Reviere von der Besetzung mit Kgf. oder
I.M.I. auszuschließen, und dem Stalag Meldung zu erstatten. Um die Mitwirkung
der Zechenleitung bei der Aufklärung der Fälle wird in beiderseitigem Interesse
gebeten.
Oberlt. u. stellv. Komp.-Führer gez. [unleserlich] [...]“
Schreiben des Oberleutnants und stellvertretenden Kompanie-Führers
des Bergbau-Wachbezirkes Hamm an die Zeche Sachsen der Steinkohlengewerkschaft
der Reichswerke „Hermann Göring“ in Hamm-Heesen über
Misshandlungen gegen italienische Militärinternierte vom 17.2.1944
Bergbau-Archiv Bochum 54/570.
Dokument 346 in Hans-Christoph Seidel und Klaus Tenfelde, „Zwangsarbeit
im Bergwerk“, Essen 2005