Seit
Ende der 1860er Jahre versuchten sich die Bergleute im Ruhrgebiet zunehmend
gegen willkürliche Verlängerungen der Schichtzeiten und geringe
Löhne zur Wehr zu setzen. Nach einem ersten lokalen Streik im Jahre 1871
folgte 1899 der erste große Massenstreik. Nachdem eine Gruppe von Bergleuten
im Mai 1899 nacheinander aus verschiedenen Zechen in Gelsenkirchen und Essen
entlassen worden waren, weil sie mehr Lohn gefordert hatten, traten Bergleute
dieser Zechen in Streik. Weitere Entlassungen sowie der Einsatz von Polizei
und Militär führten binnen einer Woche zu einer bis dahin einmaligen
Streikwelle: Bis zum 14. Mai legten über 90.000 Bergleute im Ruhrgebiet
die Arbeit nieder. Viele Bergarbeiter der Reviere in Schlesien, im Saarland
und im Raum Aachen schlossen sich dem Streik an. Schließlich führten
Verhandlungen zwischen Bergarbeitern und dem Verein für bergbauliche
Interessen, dem Verband der Zechenbesitzer, zu leichten Lohnerhöhungen,
Begrenzung der Arbeitszeit auf acht Stunden und Verbot der körperlichen
Maßregelungen der Bergleute durch ihre Vorgesetzten.
Unklar blieb jedoch, ob in der neuen Arbeitszeitregelung die Anfahrt der Bergleute
unter Tage zu ihrer Arbeitsstelle, die oft eine halbe Stunde und mehr dauerte,
mit inbegriffen war. So führten Auseinandersetzungen zwischen den Bergleuten
und Zechenbesitzern über Arbeitszeiten, Löhne und die Willkür
der Vorgesetzten bei der Lohnberechnung in den Jahren 1905 und 1912 zu weiteren
Massenstreiks, an denen sich jeweils bis zu drei Viertel aller Bergleute im
Ruhrrevier beteiligten.
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