Der Begriff „Mezzogiorno“ setzt sich zusammen aus den italienischen
Wörtern „mezzo“ = halb und „giorno“ = Tag.
„Mezzogiorno“ ist das italienische Wort für Mittag und
bezeichnet den Süden Italiens, abgeleitet vom Stand der Sonne um die
Mittagszeit.
Der Mezzogiorno umfasst die Regionen Abruzzen, Molise, Kampanien, Apulien,
Basilicata und Kalabrien sowie die beiden Inseln Sizilien und Sardinien.
Zwischen Nord- und Süditalien gab es seit Ende des 19. Jahrhunderts
ein erhebliches wirtschaftliches Gefälle. Während sich der italienische
Norden industriell stark entwickelte, blieb der Süden agrarisch geprägt.
Lange Zeit wurde die Landwirtschaft von einigen wenigen Großgrundbesitzern
bestimmt. Eine 1950 begonnene Agrarreform sorgte zwar für die Enteignung
von ca. 680.000 Hektar Land und die Verteilung an ca. 113.000 Familien.
Jedoch bemerkten Kritiker schnell, dass vor allem schlechte Böden in
den Bergregionen zur Verteilung kamen und die Agrarreformen insgesamt ohne
langfristiges wirtschaftliches Konzept für den Süden blieben.
Mit sechs Hektar Land konnten viele Familien kaum wirtschaftlich überleben
und waren auf zusätzliche Gelegenheitsarbeiten bei anderen Landbesitzern,
als Hirten, als Waldarbeiter oder im Straßenbau angewiesen.
Anfang der 1950er Jahre versuchte die italienische Regierung De Gasparis,
gezielt Investitionen im Süden durch günstige Kreditangebote und
Steuerbefreiung anzukurbeln. Diese Politik sollte Privatleuten helfen zu
expandieren, die Übertragung des Kapitals von Nord nach Süd erleichtern,
bessere Bedingungen, eine größere Produktivität und somit
neue Arbeitsplätze schaffen.
Zu diesem Zweck richtete der Staat 1950 die „Cassa per il Mezzogiorno“
(Südkasse) ein. Damit sollte u.a. die Infrastruktur gefördert
werden. Mithilfe der USA wurde nach 1952 die Ansiedlung von Industrie subventioniert.
Allerdings entstanden die neuen industriellen Zentren, die so genannten
„Entwicklungspole“, oft ohne Rücksicht auf die lokale ökonomische
Realität. Die subventionierten Industriebetriebe standen isoliert,
die Ansiedlung von Folgeindustrien blieb aus. Die Wirtschaft des Südens
kam trotz verschiedener weiterer Fördermaßnahmen nicht in Schwung.
Der Norden Italiens erlebte dagegen in den 1950er Jahren einen ähnlich
starken wirtschaftlichen Aufschwung wie die Bundesrepublik. Bis heute konnte
das wirtschaftliche Gefälle zwischen Nord- und Süditalien nicht
maßgeblich behoben werden.
Die Folge der schlechten wirtschaftlichen Lage in Süditalien war bereits
zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine verstärkte Abwanderung der jungen
Bevölkerung in den Norden. Die großen Industriebetriebe des Nordens
profitierten in großem Maße von diesen Arbeitskräften.
Neben der Binnenwanderung in den Norden zog es viele Süditaliener ins
Ausland, nach Nord- und Südamerika und seit Mitte des 20. Jahrhunderts
nach Frankreich, Belgien, Deutschland und in die Schweiz.