„Seit dem 4. Juni dieser Jahres ist im Borgo
Roma das „Zentrum für Auswanderer nach Deutschland“ in
Betrieb [...]
Hier wurden einige Hallen für die Aufnahme der Auswanderer hergerichtet.
In einigen Räumen wurden die Büroräume für die Deutsche
Kommission, die aus etwa zwanzig Personen besteht, eingerichtet, wie auch
die Büros für die Beamten des Arbeitsamtes Verona; andere Räume
wurden hergerichtet um die Mensa, das Krankenzimmer, den Erfrischungsraum,
die Kofferaufbewahrung und alle die Einrichtungen aufzunehmen, die nötig
sind, um die Arbeitskräfte in Richtung Brenner auf den Weg zu bringen.
Die Organisation dieser ganzen Einrichtung wurde von Herrn Dr. Bruno Vivenza,
dem Direktor des Provinzialarbeitsamtes Verona, und Herrn Enzo Pontedera,
dem stellvertretenden Direktor dieser Dienststelle, übernommen. [...]
Im Durchschnitt gehen 150 Arbeiter am Tage, die aus allen Gegenden Italiens
kommen, durch das Zentrum von Verona. Aus dem Süden kommen vor allen
Dingen zahlreiche Landarbeiter. [...]
Die Arbeiter [...] werden am Bahnhof Porta Nuova abgeholt und durch einen
besonderen Autobusdienst zum Centro in Borgo Roma geleitet. Hier werden
sie nach den ärztlichen Untersuchungen und den Überprüfungen
mit den notwendigen Unterlagen und Verträgen ausgestattet und zum Bahnhof
zurückbegleitet, um mit dem Schnellzug Richtung Brenner, der kurz vor
23 Uhr abfährt, abzureisen. [...]“
Die Auswanderung nach Deutschland in Verona konzentriert, Übersetzung eines Artikels aus der Veroneser Tageszeitung „L’Arena di Verona“, 14. Juni 1956
Bundesarchiv Koblenz, Akte B119 Nr. 3052, Bd. 2
Die Italiener, die von ihrem örtlichen Arbeitsamt nach Deutschland
vermittelt wurden, reisten bereits mit allem Gepäck und sämtlichen
gültigen Papieren an, da sie direkt von der Deutschen Kommission aus
nach Deutschland fuhren.
Da der größte Teil der angeworbenen Italiener aus dem Süden
kam, richtete die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung 1960 eine weitere
Stelle in Neapel ein, die allerdings 1967 bereits wieder aufgelöst
wurde.
Seit Anfang der 1960er Jahre kamen viele Italiener ohne Arbeitsvertrag nach
Deutschland. Sie folgten ihren Verwandten oder Freunden, die bereits in
Deutschland lebten und die ihnen häufig eine Arbeitsstelle verschafften.
Die Italiener konnten die Anwerbekommission umgehen, weil ihnen das Freizügigkeitsgesetz
der EWG seit 1961 die freie Wohnortwahl innerhalb der Gemeinschaft erlaubte.
Die Kommissionen verloren zunehmend an Bedeutung. Dennoch wurde die Deutsche
Kommission in Verona erst 1993 aufgelöst.