Der rasante wirtschaftliche Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland zwischen
1950 und 1960 gilt bis heute als „Wirtschaftswunder“.
Träger des Aufschwungs waren zunächst Baustoffindustrie und Baufirmen
sowie die Steinkohlenförderung und die Stahlproduktion. Diese Branchen
trieben den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg voran. Anfang der 1950er
Jahre bekamen dann die Investitionsgüterindustrie, wie bspw. Automobilindustrie,
und die Verbrauchsgüterindustrie, vor allem Textil und Bekleidung,
ein immer stärkeres Gewicht.
Wirtschaftlich günstige Voraussetzungen für das „Wirtschaftswunder“
schufen die Währungsreform 1948 und die finanzielle Hilfe aus dem amerikanischen
„Marshall-Plan“ zur Unterstützung des Wiederaufbaus in
Europa. Diese Maßnahmen schafften genügend freies Kapital für
Investitionen.
Die deutsche Wirtschaft konnte auf eine große Reserve an Arbeitskräften
zurück greifen. Neben den Einheimischen trugen vor allem die ca. 8
Millionen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und die
zahlreichen Flüchtlinge aus der DDR mit ihrer Arbeit zum Aufschwung
bei.
Seit Mitte der 1950er Jahre deckten zuerst angeworbene Italiener, dann auch
Spanier, Griechen, Türken, Portugiesen, Marokkaner und Arbeiter aus
Jugoslawien den anhaltenden hohen Arbeitskräftebedarf der deutschen
Wirtschaft. Durch ihre Arbeit leisteten diese ausländischen Arbeiter
einen großen Anteil am deutschen „Wirtschaftswunder“.
Nicht nur in Deutschland ging es in dieser Zeit wirtschaftlich bergauf.
In fast allen Ländern Westeuropas belebte sich die Konjunktur nach
Kriegsende. Angesichts der großen Zerstörung in den deutschen
Städten und einem weit verbreiteten tiefen Verlustgefühl, empfanden
die Deutschen den schnellen wirtschaftlichen Aufschwung als ein „Wunder“.
Das beispiellose Wirtschaftswachstum trug auch dazu bei, dass die Deutschen
in der Bundesrepublik die neue politische Ordnung akzeptierten. Demokratie
und Wohlstand waren im deutschen Bewusstsein der 1950er/60er Jahre eng miteinander
verbunden.