Die italienischen Zuwanderer in Deutschland blieben meist in regionalen Gruppen unter sich. Oft sprachen sie nur der Dialekt ihrer Herkunftsregion und suchten wenig Kontakt mit Landsleuten aus anderen Regionen oder Einheimischen. Umso stärker wirkte aber der Zusammenhalt der regionalen Gruppen.
Nur wenige Italiener entschieden sich, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Für viele der italienischen Männer gab die Heirat mit einer deutschen Frau den Anstoß, sich in Deutschland niederzulassen. Besonders attraktiv für die Bergarbeiter aus ländlichen Regionen waren die Kolonien der großen Zechengesellschaften. Sie boten mit ihren großzügigen Gärten den Zuwanderern ein eigenes Stück Land zur Bewirtschaftung. Um 1900 siedelten sich auch vereinzelte italienische Kaufleute im Ruhrgebiet an, die ihre Landsleute und Einheimischen mit Obst, Gemüse, italienischen Teigwaren oder Speiseeis versorgten.
Um 1910 hatte die italienische Migration ins Ruhrgebiet ihren Höhepunkt überschritten. Viele Italiener kehrten dem hochindustrialisierten Ruhrgebiet den Rücken. Mit ansehnlichen Ersparnissen gingen sie in ihre italienische Heimat zurück, bauten dort ein Haus oder gründeten sich mit einem eigenem Stück Land eine Existenz in der Landwirtschaft.
Mit Beginn des ersten Weltkriegs zogen die meisten Italiener wegen ihrer Einberufung zum Militärdienst oder auch aus Furcht, der Krieg könne eine spätere Heimkehr verhindern, umgehend nach Italien zurück. Die Zahl der Italiener in Deutschland sank bis 1918 auf unter 25.000 ab. Nach Kriegsende erschwerte die neue Regierung die Zuwanderung ausländischer Arbeiter ins Deutsche Reich.
Von der Weltwirtschaftskrise und Inflation 1923 waren die zugewanderten Arbeiter, die oft große Teile ihres Lohns als Ersparnisse angelegt hatten, besonders betroffen. Sie verloren nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern durch die Geldentwertung auch den angesparten Lohn der harten Arbeit.

Dietmar Osses, Bochum 2005


Literatur zum Thema:
- Hermann Schäfer: Italienische „Gastarbeiter“ im deutschen Kaiserreich (1890-1914). In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 27. Jg. 1982, S. 192-213.
- René Del Fabbro: Italienische Industriearbeiter im wilhelminischen Deutschland (1890-1914). In: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 76. Jg. 1989, S. 201-228.
- Annette Krus-Bonazza: „Wir kommen doch alle aus den selben Verhältnisse...“ Aus der Geschichte der Arbeitswanderung in Dahlhausen von 1880 bis heute, hg. vom Stadtteilladen Regenbogen, Bochum o.J